Zwar setzte ich mich bereits als Teenie in Italien, in den Mauern eines geschützten Werkhofs hinters Steuerrad eines alten FIAT «woodie» und drehte eigenhändig meine ersten Runden auf vier Rädern. Die letzten knapp 30 Jahre war ich dann in allen möglichen Autos unterwegs: Als Student kriegte ich fast geschenkt einen halbverrosteten (aber nichtsdestotrotz fahrtüchtigen) Kadett, später kurvte ich quer durchs Alphabet & die Kontinente — vom spritzigen Alfa über einen Mercury Grand Marquis der ersten Generation («the land-yacht» mit rund 5.5 m Länge) bis zur Zwei-Pferdchen-Zitrone — und durfte sogar den Tacho-Bereich eines 5l-Mustang Cobra von Lörrach bis Mannheim ausfahren (that was crazy, THX Paul :-) Deswegen hätte ich mich aber nie als Auto-Fan bezeichnet …
Château de la Fontenelle, 2007
(das château in Saint-Melaine/Chateaubourg)
Bis! — yep, bis ich eben den 300C von DaimlerChrysler entdeckte … Der «Dicke», wie das Zweitonnen-Ding in Foren und an Fantreffen genannt wird, hat es mir schlicht angetan, und ich gestehe: Ich bin völlig vernarrt in dieses sanfte Ungetüm. Nach langem Hin und Her, vielen vernünftigen Evaluationen, selbstkritischen Hinterfragereien und x-maligem Drüberschlafen siegte der Bauch am Ostermontag 2006, und wir haben den «Panzer» gekauft.
Selbst nach über 60'000 km bin ich immer noch froh, überwog damals die pure Unvernunft: Die knapp fünf Meter Automobil entzücken mich wie beim ersten Anblick, bei Bedarf kommen die Pferdchen rasch auf Trab, und sogar im Galopp bei >200 km/h zittert das Steuerrad nicht. Doch der reinste Genuss ist das Cruisen: leise wie ein Flüster-Jet, dazu Eric Clapton, B.B. King, Aretha Franklin or whatever grooves aus der Boston-Anlage — was will man noch mehr …
La Roseraie, 2006
Dinan, 2007
Was dies alles mit Scripophilie zu tun hat? Es ist schlicht der Beweis, dass man voller Unvernunft, just for fun historische Wertpapiere sammeln kann, und so schaute ich mich nach Chrysler-Dokumenten und DC-Titeln um (letztere sind nicht alt, aber bekanntlich bereits historisch).
Zertifikat über eine Stammaktie der DC AG, 2002
ein Titel der Chrysler-Finanztochter, 1977, 9% note, USD 10'000, 10 yrs
(dazu ein BigFatOne)
die britische Chrysler-Gesellschaft (als Simca Teil von Chrysler Europe war),
1972, 5½% Vorzugsaktien-Zertifikat
printer's proof («Gut zum Druck») der Chrysler-Aktie, 1952, mit Facsimile
von Lester Lum «Tex» Colbert (President Chrysler Corp. 1950-1960, 1960/61)
printer's proof der Mittel-Vignette, 1950
Specimen der Chrysler-Stammaktie, ca. 1947, mit Facsimile von K.T. Keller
(Vice Pres. Chrysler Corp. 1926-28; Gen. Mgr/Pres. Dodge Div. 1928-35;
Pres. Chrysler Corp. 1935-1950, Chairman BofD Chrysler Corp. 1950-56)
Stammaktie der Daimler-Benz AG über RM 100, 1942
1933/34, mitten in der Depression, war Chrysler als grösster privater Vertreter eine Hauptattraktion der «A Century of Progress International Exposition», der Weltausstellung in Chicago. Die Firma gehörte über Jahrzehnte zu den innovativsten Automobilherstellern überhaupt (sie entwickelte u.a. das erste stromlinienförmige Chassis), und als Lee Iacocca 1992 als President, CEO und Chairman zurücktrat, hinterliess er den weltweit rentabelsten «car maker».
Das Gelände von Chrysler an der Weltausstellung belegte fast 30'000 m²
Ein von Walter Percy Chrysler unterschriebenes Wertpapier habe ich selbst noch nie gesehen; es dürfte einer der seltensten US-Autographen sein. Kaum häufig anzutreffen, aber über 30 Jahre immerhin bereits zwei Mal gesichtet, ist die Signatur von Walter P. Chrysler Jr. auf einem persönlichen Scheck:
Central Hanover Bank and Trust Co., 1931, Scheck über USD 2.30,
unterschrieben von Walter P. Chrysler Jr., domiziliert in Manhattan/NYC,
Chrysler Bldg, Ecke Lexington Ave. und 43rd St. (heute 405 Lexington Ave.)
W.P. Chrysler Jr. eröffnete 1934 die Air-Temp division der Crysler Corp. Zudem war er Verleger (Cheshire House) sowie Film- und Theaterproduzent (u.a. «The Joe Louis Story», 1953, und «New Faces», 1954, mit Eartha Kitt).
Chrysler Art Museum of Provincetown, Cape Cod/MA
Chrysler Museum of Art, Norfolk/VA
Hauptsächlich aber wurde Chrysler Jr. bekannt als umstrittener Kunstsammler, Förderer des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) und erster Chairman des Museum's Library Committee sowie als Gründer des Chrysler Art Museum in Provincetown (1958) und des Chrysler Museum of Art in Norfolk/VA (1971). Nicht zuletzt war er von 1935–53 Präsident der Chrysler Building-Gesellschaft.
… auch im Rückspiegelblick ein Meisterwerk:
William Van Alen's skyscraper
Zurück zum Thema, dem «Dicken». Der moderne 300C wurde in Anlehnung an die Baureihe der «letter series» entworfen (jedes Jahr ein neuer Buchstabe). Der legendäre 300C kam 1957 auf den Markt und war mit 375 PS der damals stärkste Serien-Personenwagen der USA.
Titelseite des 1957 300C-Prospekts, 1956, Litho U.S.A. (pp. 2, 3 und 4)
ein 300C-Werbebild von 1957 (und das entsprechende Inserat)
der 1957er 300C auf zwei St. Lucia-Briefmarken von 1986
(Michel# 870/871, Scott# 855, SG# 912/913), …
… und auf einer U.S.-Marke von 2008 (Michel# ?, Scott# 4357, SG# ?)
aus der Serie «America On The Move — 50s Fins And Chrome» (4 FDCs)
Last but not least, for fans: Der heutige 300C als mehr oder minder wichtiger Nebendarsteller in einem movie — nicht jeder Streifen ist ein Hammer, aber David Cronenbergs erneutes Meisterstück «A History Of Violence», «Die Insel» mit feinem plot und einer wilden Horde «Dodge Magnum», Til Schweigers zarter «barfuss» oder «Die Fremde In Dir» mit Jodie Foster sind sehenswert, selbst wenn der 300C kein Kriterium ist.
PS (Dec08): Gegenwärtig sollten Tips, ist jedes Gemunkel unbedingt & unmittelbar zu versilbern oder gar mittelfristig in 999/1000-Gold umzuwandeln; yep, sagt man, really — really! Ein Insider-Hinweis, unerwartet auf Umwegen erhalten:
ewh?! what's going on? buddy chat? is it re. Detroit bailout or just a how-r-u?
plus — yep, check the mid left/kinda hidden lot no.! — 35: 3+5=8 … @#?!
do we face a eight-year-recession, or are we still waiting for the v35 bugfix?
(VS33 -2 undercover candid snapshot; courtesy of David — THX ;-)
PPS (Jun10): Seit letzten Monat macht die site dick rollende Werbung ;-)
… und ein Jahr später führte auch «der Kleine» erstmals die domain auf seiner Hinterbacke.