Abbildungen und Wortgefechte sind seit meiner Kindheit Butter & Honig auf dem täglichen BücherBrot. Mehrmals in der Woche erzählte mein Vater eine Geschichte oder las uns Brüdern vor, und so wuchs in mir die Lust auf die Freiheit und die Welt. Heissgeliebt und mehrmals verschlungen hab ich Jack Londons «Der Ruf der Wildnis» (wegen Buck weinte ich damals wohl ein paar Kissen voll ;-) Nicht von ungefähr, denn «The Call of the Wild» ist die meist gelesene Novelle eines nordamerikanischen Schriftstellers, und das Buch ist seit 1903 keinen einzigen Tag vergriffen gewesen — ein echter Dauerbrenner.
zuerst erschienen 1903 in der Saturday Evening Post, folgten im selben Jahr
die Erstausgabe bei Macmillan, dann unzählige Neuaflagen in Englisch
sowie Dutzende von Übersetzungen weltweit
Geboren 1876 in San Francisco und von Haus aus Journalist, wurde Jack London (mit bürgerlichem Namen John Griffith Chaney) der bestbezahlte, populärste Romancier seiner Zeit. Er starb 1916 mit nur 40 Jahren, aber Dank seines Talents und seiner Schaffenskraft hinterliess er rund 50 Bücher, 200 Kurzgeschichten und 500 Artikel. Nebst «The Call of the Wild», gehören «Martin Eden», «White Fang» (Wolfsblut) und «The Sea Wolf» (Der Seewolf) zu seinen berühmtesten Erzählungen, und mehrere Werke wurden zu Drehbüchern erfolgreicher Filme.
das Plakat zum ersten Film, 1935
(der Roman wurde mehrmals verfilmt, sogar als «Manga-Version»)
Londons Gedanken drehen sich häufig um den Kampf des Menschen in seiner Kultur und mit der Natur, sie hinterfragen «Gerechtigkeit» und zeichnen das eigensinnige Individuum. Dabei halfen ihm seine Erfahrungen als Zeitungsjunge, Bauer, Seemann, Goldsucher und Landstreicher, denn schon mit 16 war er Eigner und Kapitän einer Schaluppe für den (wilden) Austernfang, ein Jahr später heuerte er als Matrose zur Robbenjagd an (sie sollte ihn bis in die Meere Japans führen), und als Zwanzigjähriger zog er über den Chilkook Pass zu den Goldfeldern am Klondike.
die 27. Ausgabe der «Great American Series» fiel mit Jack Londons 110. Geburtstag zusammen, 1986, Entwurf Jim Sharpe, Scott #2182 (FDC) |
portrait |
«in the Klondike» |
by A. Sabori |
The Big Read |
Zwar kam er ohne Gold zurück, dafür mit einem Rucksack voll abenteuerlicher Erlebnisse, die er in kraftvolle Erzählungen über Alaska und die rohe Wildnis des Nordens verpackte. 1906, mit nur 30 Jahren, hatte London bereits internationalen Ruf erlangt mit «The Call of the Wild» und «The Sea Wolf». Der britische Schriftsteller und Biograph, Regisseur und Drehbuchautor Andrew Sinclair beschreibt ihn als Urvater des «American writer» schlechthin.
wegen seiner politischen, sozialistisch geprägten Überzeugung
war Jack London auch im kommunistischen Osten genehm:
die Medaille, 1977, gestaltet von Angelina Leonova
Mir sind keine Aktien, Obligationen und ähnliche Titel mit Londons Unterschrift geläufig (der grösste Teil seines Nachlasses wurde in die Huntington Library überführt, weitere Informationen zeigt das Online Archive of California), aber ab und zu werden von ihm gezeichnete Schecks auf online- und an Publikums-Auktionen angeboten oder in Archiven dokumentiert.
Central Bank of Oakland, 189…/1904, Scheck über USD 20;
ein frühes und sehr seltenes Stück mit Abbildung des Bankgebäudes
und handschriftlicher Signatur des weltberühmten Kontoinhabers
Central Bank of Oakland, 1904, Scheck über USD 2.70,
ebenfalls signiert von Jack London
Bekannt sind mir insgesamt bis zu 266 Exemplare — die allermeisten in Archiven und Sammlungen versenkt —, gezogen auf drei Banken: die Central Bank of Oakland/CA (aus den Jahren 1903 bis 1907, wie oben dargestellt), die Bank of Hawaii/HI, 1907–16, in diesen drei Ausführungen:
The Bank of Hawaii, Ld., 1907, Scheck über USD 4.85,
signiert von Jack London — m.E. der häufigere «Bank of Hawaii»-Typ
The Bank of Hawaii, Ld., 1915, über cash $150,
ausgestellt auf sich selbst und rückseitig quer ein drittes Mal signiert —
eines von zwei mir bekannten Triples, ein sehr seltenes Spitzenstück
The Bank of Hawaii, Ld., 1916, diesen seltenen jüngeren Scheck über
USD 6.80 stellte der Schriftsteller ein halbes Jahr vor seinem Tod aus
… und die Merchants National Bank of San Francisco/CA (1909 mit vier Exemplaren aus der Übergangszeit der Bank sowie von 1909–1915 wie folgend dargestellt); Ergänzungen zur Liste sind sehr willkommen.
… eine achte Signatur: The Merchants National Bank of San Francisco,
1911, Scheck über USD 35
Ein besonderes Exemplar entdeckte ich im Februar 2013 bei Lorne Bair, zusammen mit «A Klondike Trilogy», drei erstmals verlegten Geschichten aus Jack Londons Frühwerk:
«A Klondike Trilogy», das Titelblatt der fast unauffindbaren
bibliophilen Ausgabe,
erschienen 1983 bei Neville, Santa Barbara/CA
Schon die Normalausgabe erschien vor dreissig Jahren in nur 300 numerierten Exemplaren, doch das (anyway) edle Stück wurde für die Vorzugsausgabe zusätzlich in Leder gebunden, nicht wie üblich numeriert, sondern in äusserst knappen 26 Exemplaren durchbuchstabiert(!) und mit einem von Jack London unterschriebenen Scheck geschmückt — wow!¡! Übrigens gibt es im Zusammenhang mit Jack Londons Bankanweisungen eine hübsche Geschichte vom November 1907, als wegen einer verspäteten Notiz irrtümlich einige seiner Central Bank-Schecks platzten — war dies der Auslöser, dass London gegen Ende 1907 die Bank wechselte?
Jack Londons Exlibris (gestaltet von E.J. Gross) diente auch
als Vorlage für die Etiketten der «Jack London Ranch»-Weine
Jack London beschrieb in seinen Geschichten hautnah, was unzählige kleine (und ein paar grosse) Männer am Yukon River erlebten: Der «Klondike Gold Rush» war ein klassischer hype, ein Rausch, der das typisch Menschliche bis ins Äusserste verzerrte. Alles begann mit Keish, einem einheimischen Packer, Fremdenführer und Assistent William Ogilvies. Zusammen mit zwei Kollegen suchte er im August 1896 nach seiner Schwester Kate und ihrem Mann George Carmack. Man traf einander beim Lachsfischen — und fand dann im Rabbit Creek den nugget, das Waschgold im Bach; plötzlich war alles anders, und die halbe Welt sollte Kopf stehen.
nicht nur Briefmarken erinnern an den Klondike Gold Rush (hier die
Ausgabe
von 1998, Scott #3235, items), sondern z.B. auch Nummernschilder: lp1, lp2
(wird fortgesetzt)
Quellen:
• The Jack London Online Collection der Sonoma State University
• im Text genannte und eigene Unterlagen sowie einige «external links»